Backstage im Boudoir

Ich bin Independent Escort — aber nicht nur. Meinen Klient*innen liegt oft diese Frage auf der Zunge: Ob ich nebenbei noch was anderes mache und was es für ein Beruf sei. Ich bin auch Pianistin. Selbstbestimmt und mit Überzeugung gehe ich beiden Berufen nach. Unbekannt ist vielen auch der Spagat, den man zwischen zwei so unterschiedlichen und anspruchsvollen Berufen beherrschen muss. Doch für mich sind es übrigens nicht nur Berufe, es sind auch Leidenschaften. Vielleicht sind es die Unterschiede, die mich tief prägen und inspirieren. Ich spiele schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Begleitservice ist kein Neuland mehr für mich. Haben die Berufe, so wie ich sie ausübe, nicht doch mehr gemeinsam, als man glaubt?, frage ich mich inzwischen. Inwiefern genau?

Oft werde ich gefragt: “Wie vereinbarst du beides in deinem Leben? Spielst du auf Reisebegleitungen? Gehst du auch auf Dates wenn du auf Tour bist?”

Ein Austausch mit einem Klienten, der in der Form oft so abläuft: Unser Gespräch dreht sich unter anderem um mein Date Outfit und seine Vorlieben in puncto erotischer Zweisamkeit. Zu diesem Zeitpunkt steht unser Date bereits vor Wochen fest — “signiert” mit einer diskreten Anzahlung. Die Wünsche meiner Klienten sind immer in meinem Fokus. Ich husche prompt zu meinem begehbaren Kleiderschrank rüber, um zu prüfen, ob alles da ist, wonach er sehnsüchtig fragt. Mit Blick in den Spiegel und erwartungsvoll über das Gesamtbild, spanne ich ein Lingerie Set, das noch mit Etikett bestückt ist, über meine Haut. Im Spiegelbild, hinter mir, mein vertrautes Klavier, das im Wohnzimmer steht. Alles Teil meines Alltags. “Wie vereinbarst du eigentlich beides in deinem Leben?”, fragt mich mein Klient am Telefon. Das Ding ist: Die beiden Berufe irgendwo mehr gemeinsam, als man denkt.

Wie kann man sich vorstellen, was du beruflich machst? Spielst du auf Reisen? Gehst du auf Dates wenn du auf Tour bist? Was darf im Gepäck einer Pianistin und Escort nicht fehlen? — diese Fragen erreichen mich oft. Blicken wir nun in meine Gaderobe und mein Reisegepäck.

Als Luxus Escort investiere ich in Äußerlichkeiten viele Ressourcen. Mein Hang zur Mode treibt mich dazu, aber auch hegt der Gentleman, mit dem eine Verabredung mit mir als private Begleitdame bevorsteht, oft konkrete erotische Wünsche und Vorstellungen in puncto Outfit.

Gia Piana

Und ich realisiere erotische Wünsche. Mit echter Hingabe.

Die Vorlieben meines Dates spiegeln nicht selten meine eigenen wider. Umso mehr Liebe stecke ich vor unserem Date ins Detail. Im Handumdrehen arrangiere ich Outfits, die den Puls erhöhen sollen. Dabei kann ich ganz schön in die Bredouille kommen — falls ich bei Reisebegleitungen zwischen Reiseplanung, Event Vorbereitung, Vorfreude und dem offenen Koffer mein Boudoir durchscanne, um heiß ersehnte Stoffe, reizvolle Kleidungsstücke und passendes Schuhwerk für das erotische Abenteuer vorzubereiten. Wie der Escort, ermöglicht der Beruf als Pianistin es mir, meine ohnehin schon feminine Erscheinung zu erheben und einen eigenen Stil zu kultivieren.

Nackt vor dem Publikum?

Es ist eben der Fokus auf die Kleidung, die meinen Körper hüllen oder umgekehrt — vom Körper abgezogen werden könnten — was das Ganze aufregend macht. Im Escort wie in der Musik. “Du spielst also auch nackt, wo kann man Dich live erleben?”, magst du vielleicht fragen. Vor einem Publikum? Nein. Bisher noch nie. Und doch war ich nackt und das fast immer. Wie?! Der Unterschied zwischen einer Escort Session und einem Live Piano Gig: In der privaten erotischen Session kann ich körperlich nackt werden. Beim Klavierspiel entblöße ich meine Seele, immer. Ich lasse die Hüllen fallen, ohne mich auszuziehen.

Es geht darum, die Fantasie anzuregen. Die Kleidung soll sie spielen lassen.

Was ist mit der Erscheinung im öffentlichen Raum, bevor wir uns in die Suite zurückziehen? Diskrete Kleidung mit einem subtilen Hauch von Erotik — das ist meins. Ich weiß, dass mein Gegenüber genau das liebt. Lassen wir Klischees, denen man glaubt, entsprechen zu müssen, weg. Was du nicht an mir sehen wirst: Zu viel Haut. Und nichts ist fantasieloser als ein zu starker Akzent auf längst abgelutschte trendige Markennamen und Symbole an mir. Ich bin quiet luxury. Weit verbreitete und allseits bekannte Luxus Symbole und Codes langweilen mich. Dich vielleicht auch. Unsere Begegnung und was sie bewirkt: Das ist Luxus.

Ein Outfit kann eine oder mehrere, vielleicht sogar gegensätzliche erotische Fantasien, verkörpern

Meine Abendbegleitung und ich sind uns beim kurzen Texten oder im Telefongespräch vor dem Date-Night einig: Für die intime Auszeit zu Zweit ist das richtige Outfit einem Aperitif für die Sinne gleich. Es wirkt wie ein Aphrodisiakum. Dennoch stellt er klar: Mein Wohlbefinden ist das wichtigste. Was ich muss? Mich wohlfühlen, natürlich und authentisch sein, betont er.

Ganz gleich, ob er ein Fan von nahtlosen Nylons und Spitzen Lingerie ist. Oder ob ein weiches schwarzes Lederkleid an meinem Körper ihn besonders kickt. Vielleicht träumt er davon, mich in einem Outfit zu sehen, welches ein privates Rollenspiel suggeriert — ”Die Hauptsache ist, DU fühlst dich wohl” — das wird mir immer wieder nahegelegt.


Was die Gefährtin muss? Sich wohlfühlen, natürlich und authentisch sein.


Und wie ich das tue. Vorfreudig blicke ich dem Date mit einem kultivierten Gentleman entgegen. Ich komme im Escort in den Genuss, mir die Freiheit zu nehmen, meine Kleidung selbst arrangieren zu dürfen oder kreativ werden zu können. Nach Lust und Laune. Ich schmiege meinen Körper in hochwertige, weiche Stoffe, die meine Haut sanft berühren und an meiner Form wie maßgefertigt aussehen.

Ich habe Freiheit im Kleidungsstil wie ich Freiheit in der Musik, im Ausdruck und Spiel habe. Auf privaten Escort Dates sind da nur die soft limits und hard limits klar geregelt, alles andere kann in gegenseitiger Absprache und im Konsens gespielt werden dürfen. Den Auftakt, ich meine, das Intro unseres Dates, halte ich unaufgeregt, léger, casual chic, undercover — was sehr gern gesehen ist. An einem romantischen Abend ist das ein sinnlicher Mix, der die Neugier nie abkühlen lässt. Aber auch für ein gemeinsames Frühstück in einem urigen Kaffeehaus. Oder auf Reisen. Auf einem Städtetrip oder Weekend Trip. Kleidung, in der man sich wohlfühlt, macht Lust. Das gilt für alle* Geschlechter. Sicher werden die noch akkurat liegenden Kleider nicht mehr lange an meinem Körper bleiben…

Auch als Frau am Klavier sind für mich Eleganz, Fantasie und Komfort in meiner äußeren Erscheinung maßgebend

Wie ist das, wenn eine Pianistin ihre zweite Leidenschaft, die Erotik, auch zum Beruf macht? Eins steht fest: Klavierspiel und körperliche Erotik geben sich in meiner Welt spielerisch die Hand. Musizieren hat etwas Erotisches. Meine Begeisterung für gelebte Erotik findet im Escort Ausdruck. Meine Garderobe zeigt: Sie ist von beidem inspiriert. Ob ich als Gast Pianistin für einen exklusiven Gig in einer Pianobar in London, Paris, Berlin, Zürich oder Wien auftrete oder als moderne Kurtisane im Rahmen eines diskreten Dates ein Konzert in der Elbphilharmonie Hamburg besuche. Es geht immer um Präsenz. Um direkte, ungeteilte Aufmerksamkeit. Um Einladung in unsere verborgenen Fantasien und Sentiments. Und was trage ich als Fantasie Erfüllerin am liebsten? Mein persönlicher Favorit ist nach wie vor ein schwarzes Seidenkleid — das berühmte Kleine Schwarzela petite robe noire. Ein reizvolles Dekolleté, das natürliche Brüste dezent betont und die Sanduhr Linie umspielt, darf nicht fehlen. Idealerweise ist das sexy Kleid mit einem seitlichen Schlitz versehen. Denn die offen gelegte Wade bis zum Oberschenkel hin kann in Atem halten. Also wirklich, DAS muss ein Minirock noch schaffen, oder meinst du nicht? Der Schlitz hingegen hat es in sich — er lädt zu sanfter Berührung im Tête-à-tête an der Hotel Bar ein und lässt vielleicht kurz einen Strapshalter blicken, das war’s erstmal… Das kann sich sehen lassen — lese ich im Blick meines Gefährten. Dieser Augenschmaus ist aber immer ein privates Vergnügen für ihn allein! Seinen Charme entfaltet der Schlitz aber, während ich die Tasten bespiele und energisch die Pedalen tätige, um Töne zu verlängern. Was gehört noch zum Outfit dazu? Hohe (am liebsten) schwarze High Heels. Ein offener Rücken, der dazu einlädt, den Blick auf die Spannungen und Bewegungen wandern zu lassen, während der Körper Klänge heraufbeschwört, die unter die Haut gehen sollen.

Wie ich beim Pianospiel in der Musik schwelge, genieße ich es genauso, den fixierten Blick des Betrachters im Rücken zu erahnen. Eines Unbekannten? Vielleicht eines stillen Genießers aus der Menge. Für den ich eine Figur der Sehnsucht verkörpere. Oder den feurigen Blick des Gentleman, der entschlossen eine exquisite erotische Erfahrung mit mir gebucht hat.


“Lässt du dabei die High Heels an? Spielst du auch in einem Latex Kleid?” Die Garderobe einer Pianistin und Fantasie Erfüllerin macht neugierig. Und erregt.


Nicht selten kommen erotisch aufgeladene Fragen in meine Richtung auf. Die hier Antworten finden mögen: Ja, es kommt vor, dass ich die selben schwarzen Lack High Heels bei einem Gig trage, die ich am Vorabend zum erotischen Treffen anhatte. Schenkt mein Lover mir ein feines Negligée, spiele ich natürlich auch, so bekleidet, am Piano, falls mir danach ist und es die Umstände erlauben. Ja, in meinem Reisekoffer findest du Klaviernoten wie du auch Shibari Bondage Seile, Toys und BDSM Peitschen aus unterschiedlichem Material und in unterschiedlichem Design findest. Latex trage ich nicht zwingend im Rahmen eines konkreten erotischen Spiels. Sondern auch am Piano, wenn es in dem Moment passt. Pianospiel und die unglaubliche Bandbreite der Lust schließen sich für mich nicht aus. Wie in der Musik, ist auch im Escort die Freiheit des Ausdrucks mein Spielfeld.

Ich schätze das Privileg, die Erotik der Musik und körperliche Erotik auf eine unvergleichbare Art leben und vereinen zu können. Mein Gegenüber in eine sinnliche Reise verführen zu dürfen. Und wo lassen sich erotische Fantasien mit einer echten Verführerin, die auch Pianistin ist, nicht aufregender ausleben, als in einer Piano Suite, in der ein eleganter Flügel wohnt? Ob Bechstein, Bösendorfer, Blüthner oder Steinway & Sons. Ich habe bereits einige bespielt. In einer Luxus Hotel Suite, die beflügelt ist, ist die lustvolle Frau am Klavier so richtig in ihrem Element.

Wo lassen sich erotische Fantasien mit einer Klavierspielerin und Verführerin nicht aufregender ausleben, als in einer Piano Suite, in der ein eleganter Flügel wohnt?

Spontan setze ich mich an das erhabene Instrument. Vielleicht in feinsten Spitzen Dessous am tiefen Abend zu einem prickelnden Glas Laurent-Perrier Cuvée. Vielleicht morgens beim gemeinsamen Frühstück im Hotelzimmer — im légeren Hemd. Barfuß. Wie geht es weiter? Das bleibt der Fantasie überlassen. Lassen wir sie spielen. Ich mache sie real. Ich begrüße dich zu einem Abend der sinnesberauschenden Art. Vorhang auf für Zwei. Die Spannung hält sich immer noch. Was sagt der Spielplan? Sinnliche und musikalische Höhepunkte sind jedenfalls garantiert.